Nach dem Scrum Guide ist der Scrum Master eine echte Führungspersönlichkeit, die für die Förderung und Unterstützung von Scrum innerhalb des Teams und der Organisation verantwortlich ist. Der Scrum Master sorgt dafür, dass sich das Team auszeichnen kann, indem er alle Hindernisse für das Team beseitigt. In diesem Beitrag möchte ich zeigen, wie ich mich als Scrum Master vom Doing Agile zum Being Agile entwickelt habe.
Being Agile vs. Doing Agile
Ich konzentriere mich hauptsächlich auf innovative Projekte. Schnell wurde mir klar, dass in unserer derzeitigen Projektmethodik etwas fehlte, um Projekte richtig zu verwalten. Der Zweck dieser Projekte war nämlich ziemlich vage und es gab keinen definierten Umfang. Es war praktisch unmöglich, von Anfang bis Ende zu planen.
Wir mussten nach einem anderen Ansatz suchen, und schon bald ertönte der Satz: „Wir wissen nicht wirklich, wie wir etwas machen sollen, aber es muss schnell gehen.“ In den meisten Fällen wurde die Entscheidung getroffen, das Projekt agil anzugehen, ohne die Werte und Prinzipien hinter dem agilen Denken wirklich zu kennen. Die Leute versuchen dann, agile Methoden auf künstliche Weise anzuwenden. Zugegebenermaßen ohne Erfolg.
Agil werden als Scrum Master
Ich beschloss, selbst einen Kurs „Applied Scrum for Project Management“ über einen MOOC (Massive Open Online Course) zu belegen, um ein klares Bild davon zu bekommen, was Agile bedeutet und welche Methoden es gibt, um die agilen Prinzipien anzuwenden. Ich hatte das Glück, ein Projekt zu leiten, bei dem einige Teammitglieder schon einmal nach Scrum gearbeitet hatten. Dies brachte mich in eine unglaubliche Lernkurve, um meine ersten konkreten Schritte als Scrum Master zu unternehmen.
Anfang 2019 hatte ich die Möglichkeit, den Kurs „Certified Scrum Master“ und etwas später Agile PM (DSDM) zu absolvieren. Die Art und Weise, wie die Theorie mit der Praxis verknüpft wurde, gab mir eine großartige Grundlage, um agile Projektarbeit in unserer Organisation zu initiieren. Ich war sehr stolz darauf, mich offiziell Scrum Master nennen zu können, aber mir war nur allzu klar, dass dies erst der Anfang war und noch viele Herausforderungen vor mir lagen. Ein Zitat, das mir im Gedächtnis geblieben ist, lautet: „Scrum is easy, doing Scrum is hard!“.
Doing Agile als Scrum Master
Ich wollte sofort all mein neu erworbenes Wissen auf das Projekt anwenden, aber anstatt sofort alle Scrum-Rituale und -Praktiken buchstabengetreu anzuwenden, wollte ich einen praktischen Ansatz wählen und den Prozess organisch wachsen lassen. Inspiriert wurde ich durch den ersten Satz des Agilen Manifests: „Wir entdecken bessere Wege, Software zu entwickeln, indem wir es tun und anderen helfen, es zu tun.“ Während des gesamten Projekts sind wir ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, die Funktionsweise des Teams und damit des Projekts zu verbessern.
Wir haben ganz einfach angefangen; wir haben ein Software-Tool verwendet, mit dem wir unser Backlog und unsere Sprints verfolgen konnten. Gemeinsam mit dem Team entschieden wir über die Dauer eines Sprints und jedes Teammitglied plante seine eigenen Aufgaben im Sprint Backlog. Außerdem beschlossen wir, Weekly Stand-ups durchzuführen. Die erste Verbesserung, die wir vornahmen, war die Verwendung von „Story Points„, um die vorgegebene Arbeit mehr oder weniger abzuschätzen, aber auch um den Fortschritt des Teams aufzuzeichnen. Dann stellten wir fest, dass es bei einigen Aufgaben schwierig war, festzustellen, ob etwas abgeschlossen war oder nicht. Wir brauchten also eine klare „Definition of Done“ und ein klares „Deliverable“ für jede Aufgabe.
Es vergingen einige Wochen und Monate, und aus dem Team kamen regelmäßig Vorschläge zur Verbesserung des Prozesses. Heute sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir tägliche Stand-ups durchführen, mit einem konkreten Sprint Ziel arbeiten, sowohl ein physisches als auch ein digitales Sprint Board haben und nach jedem Sprint eine Retrospektive durchführen, in der Verbesserungspunkte festgehalten werden. Letzteres geschieht sowohl formell als auch informell.
Being Agile als Organisation
Das nächste Ziel ist die Verbreitung der agilen Denkweise innerhalb unserer Organisation. Innerhalb unserer Abteilung werden wir nun auch einen agilen Ansatz für unsere eigenen Abteilungsziele wählen. Auch hier werden wir mit kleinen Schritten beginnen, um die neue Arbeitsweise schrittweise einzuführen. Gemeinsam mit einem Kollegen, der ebenfalls erste Erfahrungen mit Agile gemacht hat, versuchen wir, einen Einstiegspunkt zu finden, um einige Praktiken in unsere bestehende Methodik einzubauen.
Persönlich möchte ich mich als Agile Transformations-Coach weiter profilieren, um so viel Wert wie möglich zu schaffen: Wert für den Kunden, Wert für die Teammitglieder und Wert für die Gesellschaft.
