Die Rolle des Product Owners: Sie begegnet Ihnen in fast jeder agilen Arbeitsmethode. Der Product Owner ist das Bindeglied zwischen den Stakeholdern und dem Team und stellt sicher, dass alles, was das Team tut und schafft, maximalen Wert liefert. Der Product Owner ist vor allem durch das Scrum Framework bekannt und fast alle Zertifizierungen basieren auf diesem Framework. Aber die Arbeit eines Product Owners in einem anderen Framework kann sich stark von der Scrum-Theorie unterscheiden. In diesem Beitrag erklären wir, was die Rolle des Product Owners im SAFe Framework beinhaltet und wie sie sich vom Scrum Framework unterscheidet.
Der SAFe Product Owner
Das Scaled Agile Framework (kurz SAFe) ist ein Rahmenwerk, das darauf abzielt, als Organisation durch eine Kombination aus Lean, Agile und DevOps agil zu werden. Das Framework richtet sich vor allem an etwas größere Organisationen, in denen mehrere Teams in einem sogenannten Agile Release Train (ART) zusammenarbeiten: ein Team von Teams, die um eine Wertschöpfungskette herum organisiert sind (50 – 125 Personen).
Auch bei SAFe liegt der Fokus des Product Owners auf der Wertmaximierung. Als Mitglied eines agilen Teams ist er das Bindeglied zwischen Stakeholdern und Teammitgliedern. Aber für einen SAFe Product Owner ist dies eine dritte Partei: die anderen Product Owner innerhalb der ART. Da die ART als ganze Kette den Stakeholdern Wert liefert, ist eine intensive Abstimmung zwischen den verschiedenen Teams notwendig. Die Teams sind voneinander abhängig und müssen innerhalb desselben Rahmens an denselben Zielen arbeiten.
Was sind die Aufgaben eines SAFe Product Owners?
Der SAFe Product Owner hat daher einen etwas breiteren Fokus als der „normale“ Scrum Product Owner. Die Arbeit lässt sich in fünf Hauptaufgaben zusammenfassen:
Vertretung der Endbenutzer
Je besser Sie Ihre Benutzer und andere Stakeholder kennen, desto zielgerichteter können Sie arbeiten. Der SAFe Product Owner ist die designierte Person, die sich mit den verschiedenen Endnutzern und anderen Stakeholdern auseinandersetzt. Typisch ist hier, dass der „Endnutzer“ auch ein anderes Team sein kann: In diesem Fall wollen Sie als Product Owner verstehen, welche Arbeit dieses andere Team leistet und was es dafür von Ihnen braucht.
Mitwirkung an der Vision und der Roadmap
Gemeinsam mit anderen Product Ownern und dem Produktmanagement definiert der SAFe Product Owner die Vision und Roadmap für die ART und sein eigenes Team. Eine lebendige Roadmap hilft den SAFe Product Ownern, Abhängigkeiten mit anderen Teams frühzeitig zu erkennen und abzustimmen. Gemeinsam tragen die SAFe Product Owner ihre Vision bei allem, was sie tun, nach vorne, zum Beispiel beim PI Planning.
Verwaltung und Priorisierung des Team Backlogs
All die verschiedenen Wünsche – von Stakeholdern, anderen Product Ownern und Endnutzern – kommen im Team Backlog zusammen. Dieses Backlog ist ähnlich wie das Product Backlog in Scrum: Alle Arbeiten, die das Team noch erledigen will, werden darin priorisiert. Der SAFe Product Owner muss sich nicht alle Items für das Backlog selbst ausdenken, aber er hat die Kontrolle: So behält der PO den Überblick über die gesamte Arbeit im Backlog und kann Items gezielt verfeinern und neu priorisieren.
Unterstützung des Teams bei der Wertschöpfung
Als Product Owner wollen Sie Ihren Stakeholdern einen Mehrwert bieten. Dieser Wert entsteht jedoch nur, wenn die Arbeit aus dem Backlog vom Team umgesetzt und dann von den Endbenutzern genutzt wird. Der SAFe Product Owner unterstützt das Team dabei, indem er die verschiedenen Interessen abwägt, den Schwerpunkt auf die Qualität legt und regelmäßig Feedback zur Arbeit des Teams gibt.
Feedback einholen und verarbeiten
Sie wissen nur dann, ob die Arbeit wirklich wertvoll ist, wenn sie nach der Übergabe die Bedürfnisse eines Ihrer Stakeholder erfüllt. Der SAFe Product Owner spielt daher eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Feedback zu erhalten und sicherzustellen, dass es verarbeitet wird. Dies wird einfacher, wenn Sie sich auf die Validierung von Hypothesen konzentrieren und das Feedback, das Sie erhalten, direkt mit dem gesamten Agile Release Train teilen.
Was ist der Unterschied zwischen einem SAFe Product Owner und einem Scrum Product Owner?
In einem SAFe-Kontext ist das „Produkt“ zu groß, um von einer Person vollständig überwacht zu werden. Der Wert wird über eine Wertschöpfungskette geliefert, die aus einer Reihe von Produkten und Dienstleistungen besteht. Auf Teamebene bestimmt der PO die Priorität der Backlog-Items und die Roadmap für das Produkt. Diese Roadmap und Priorisierung muss sich jedoch in die Vision und den Rahmen des gesamten Agile Release Train einfügen.
Vision und Strategie liegen also nicht allein beim SAFe Product Owner. Der PO muss zusammen mit anderen Product Ownern und dem Produktmanagement zu einer gemeinsamen Vision, Strategie und Roadmap für den ART kommen. Auf dieser Grundlage hat der Product Owner dann die Freiheit, das Team Backlog aufzustellen. Infolgedessen müssen SAFe Product Owner unter Umständen Entscheidungen treffen, die sie nicht uneingeschränkt unterstützen, die aber für das Ganze die bessere Option sind.
Abgesehen von den unterschiedlichen Verantwortungsebenen kann der Aufbau von Beziehungen zu verschiedenen Stakeholdern für einen SAFe Product Owner auch eine größere Herausforderung darstellen. Mehrere Product Owner haben dieselbe Gruppe von Stakeholdern. Manchmal ist es daher sinnvoller, die Abstimmung mit den Stakeholdern über einen Produktmanager zu bündeln. Als PO erhält man dadurch indirekt Informationen über die Wünsche der Endanwender. Das macht es schwieriger, sich in sie einzufühlen und ihre Interessen zu vertreten.
Auf Teamebene unterscheidet sich ein SAFe Product Owner also nicht von einem Scrum Product Owner. Im größeren Rahmen der Organisation ist er es jedoch. Der Scrum Product Owner ist vollständig Eigentümer eines Produkts oder Projekts, von der langfristigen Vision bis zu konkreten PBIs. Der SAFe Product Owner hingegen ist Teil eines größeren Ganzen und muss sich mehr an bestehende Rahmenwerke halten.
