Agiles Arbeiten ist seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema, das sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Zunächst wurde es in der IT-Branche eingeführt, inzwischen ist es jedoch weit verbreitet. Aber welche Branchen und Unternehmen arbeiten eigentlich alle agil? Und warum ist es so weit verbreitet? In diesem Beitrag erklären wir es.
In welcher Branche hat das agile Arbeiten begonnen?
Es gibt unterschiedliche Meinungen darüber, wann und wo Agile tatsächlich eingeführt wurde. Einige behaupten, dass es bis in die vorchristliche Zeit zurückreicht, wo das Militär eine wichtige Rolle spielte, weil es wichtig ist, dem Feind bei der Entscheidungsfindung immer einen Schritt voraus zu sein. Andere behaupten, es sei in den 1960er Jahren in Japan aufgetaucht, aber man habe noch nicht genug daran geglaubt, um es wirklich einzuführen (nennen wir es Timing), wieder andere verweisen auf den Scrum Guide (1993) und das Agile Manifest (2001) als den Moment, in dem es tatsächlich anerkannt wurde. Letzteres kennen wir dann vor allem aus der IT. So wird es oft empfunden: „Arbeiten Sie agil? Aber gibt es das nicht nur in der IT?“ Inzwischen ist das natürlich überholt, und man sieht, dass der Gedanke des agilen Arbeitens auch in anderen Branchen, Unternehmenstypen und Geschäftsbereichen voll akzeptiert ist.
Der Scrum Guide konzentriert sich auch nicht mehr nur auf die IT
Wenn Sie sich den Scrum Guide ansehen, werden Sie feststellen, dass es in den letzten Jahren eine Verschiebung in Bezug auf die Zielgruppe gegeben hat. Während der Scrum Guide vor einigen Jahren noch 18 Seiten mit viel technologischem Jargon und IT-orientiertem Inhalt umfasste, sehen Sie, dass dieser Scrum Guide jetzt nur noch 13 Seiten umfasst und ein Großteil des Jargons entfernt wurde. Damit werden auch Non-IT Organisationen angesprochen. Das bedeutet also eine Ausweitung sowohl der IT als auch der Non-IT.
In der Tat haben beide Branchen ihre eigenen agilen Stärken, die sich oft gegenseitig befruchten, indem sie voneinander lernen. So werden auch die Merkmale von Agile und Scrum immer mehr verfeinert. Empirisches Lernen voneinander schärft die Philosophie und Arbeitsweise.
Heute ist es der IT-Sektor, der Agile Coaches braucht.
Nehmen wir die IT-Branche, die von der Unternehmenskultur her in der Regel prozess- und aufgabenorientiert ist; hier wird die Arbeitsweise von Scrum oder Agile besonders gut verstanden. Klare Prozesse, klare Aufgaben und klare Rollen. Nicht umsonst haben im Jahr 2001 vor allem IT-Entwickler untereinander festgestellt, dass etwas fehlt, um tatsächlich agil zu sein. So entstand das Agile Manifest.
Während in früheren Jahren ein Agile Coach aus der IT vor allem ein Wegbereiter von der Prozess- und Strukturseite war, sieht man heute, dass derselbe Agile Coach auch die Kulturseite besser verstehen und entwickeln muss. Das ist die Zeit, in der wir jetzt leben; wir erkennen, dass ein Daily Scrum nur dann wertvoll ist, wenn es eine echte Sicherheit gibt, offen zu sein. Non-IT Organisationen, die genau diese Eigenschaften haben, nehmen diese Stärke mit. Sie sehen also, dass verschiedene Branchen voneinander lernen und sich gegenseitig verstärken.
Welche Branchen arbeiten also agil?
Non-IT ist natürlich ein sehr weit gefasster Begriff. Er umfasst alles, und alles ist einfach nichts. Wenn man also eine explizite Unterscheidung trifft, sieht man eine große Vielfalt an Branchen und Sektoren.
Eine Auswahl von Sektoren und Branchen, die agil arbeiten:
- Behörden (einschließlich lokaler: Gemeinden, nationaler: Ministerien, Polizei)
- Gesundheitswesen (einschließlich Krankenhäuser, Pflegezentren)
- Bildung (u.a. Grundschulbildung, Sekundarschulbildung, Hochschulbildung, Universitäten)
- (Nicht-)Lebensmitteleinzelhandel und Unternehmen (einschließlich Unternehmen, Start-ups, Scale-ups, KMU)
- Kultur (Museen, Theater, Medien und Unterhaltung)
- Gastgewerbe (einschließlich Hotelketten)
- Energiesektor und Versorgungsunternehmen
- Finanzdienstleistungen (z. B. Banken, Versicherungen)
- Telekommunikation (Fernsehen, Telefonie, Internet)
- Gemeinnützige Organisationen und NGOs
- Industrie und verarbeitendes Gewerbe
Bekannte Unternehmen, die mit Agile arbeiten
Wenn Sie nach Unternehmen suchen, die mit Agile arbeiten, werden Sie auf mehrere Namen stoßen. Im Folgenden nennen wir einige Sektoren mit einigen der vielen damit verbundenen Organisationen, die mit Agile arbeiten:
- Beispiele werden oft aus dem Finanz- und Bankensektor angeführt. ING, SVB, Volksbank, BNG, haben alle Geschäftsbereiche, die agil arbeiten. Sie arbeiten oft mit SAFe, Spotify oder Nexus.
- Auf der anderen Seite hört man meist Namen von Unternehmen, die in hohem Maße selbstorganisiert sind. Sie gestalten die Arbeit der Zukunft innovativ durch ein hohes Maß an Rahmenbedingungen und Freiheit, man denke an: Netflix, Coolblue. Hier sieht man oft Spotify in Kombination mit Scrum als Methode.
- Im Gesundheitswesen setzen sowohl Universitäts- als auch lokale Krankenhäuser zunehmend auf Scrum und SAFe. Northwest Hospital, UMC Amsterdam, ETZ, Erasmus, sie alle haben die agile Arbeitsweise eingeführt.
- Im Bildungswesen wird Scrum häufig in weiterführenden Schulen, Hochschulen und Universitäten eingesetzt. Sowohl als Methode innerhalb des Klassenzimmers als auch außerhalb des Klassenzimmers. Bekannte Universitäten, weiterführende Schulen und Hochschulen: Maastricht University, University of Amsterdam, Erasmus University, Utrecht University, Open University, ROC van Amsterdam und Hogeschool van Amsterdam.
- Telekommunikation: Vodafone-Ziggo, Delta
- NGOs: Natuurmonumenten, WWF, Rotes Kreuz, Burns Foundation und Milieudefensie.
- Energiesektor: Eneco, Vattenfall, Enexis, PZEM
Ist agiles Arbeiten in jedem Unternehmen und jeder Branche anwendbar?
Wie man lesen kann, wird Agile in fast allen Bereichen eingesetzt. Auf die Frage, ob Agile überall sein kann, lautet meine Antwort „ja“. Auf die Frage, ob es wirklich immer und überall relevant ist, würde ich mit „Nein“ antworten. Es bleibt immer wichtig, die aktuelle Situation eines Unternehmensbereichs zu betrachten und so die richtige Philosophie und Arbeitsweise zu wählen.
