Wie kommt man also von der agilen Theorie zur praktischen Umsetzung? Und wie vermeidet man es, sich dabei zu verausgaben? In diesem Beitrag erklären wir dies und geben Ihnen eine Roadmap für agiles Arbeiten. Denn: „Eine Reise von 1.000 Meilen muss mit einem ersten Schritt beginnen.“ – Lao Tse, chinesischer Philosoph, ca. 600 v. Chr.
Agile in der Praxis?
„Wir arbeiten agil“. Das hört man heutzutage sehr oft, in allen möglichen Organisationen. Es wird viel Scrumming und Kanbanning betrieben, aber es ist nicht immer einfach. Viele tun sich schwer damit, agiles Denken in die Praxis umzusetzen. Und das ist durchaus verständlich, denn die Theorie ist schön, gut durchdacht und geht von einer perfekten Situation aus. Wie ein perfekt gebautes Segelschiff, mit einer schönen Stromlinie, straff getakelt und glänzend lackiert, das man unter perfekten Bedingungen perfekt segeln kann. Aber sobald man das Schiff zu Wasser lässt, erweist sich die Praxis als schwieriger. Wie geht man mit hohen Wellen, plötzlichen Windböen und weitgehend unsichtbaren Eisbergen um?
In der großen, bösen Welt da draußen neigen wir oft dazu, auf die Denkweise der „alten“ Wasserfallmethode zurückzugreifen, einen soliden Plan im Voraus zu erstellen und nichts dem Zufall zu überlassen. Ganz im Sinne des altehrwürdigen Credos: „Schau, bevor du springst“. Und daran ist an sich auch nichts auszusetzen. Bis wir uns darin verfangen. Nur noch ein Treffen. Noch ein Schritt tiefer, um die Risiken zu analysieren. Nur ein weiterer Durchgang durch die Planung. Vielleicht kennen Sie den Begriff ‚Analysis paralysis‘, frei übersetzt: Wir denken alles zu Tode. Und warum? Weil das schön und sicher ist. Solange wir noch an Land sind, stören uns weder hohe Wellen noch unerwartete Böen in unseren Segeln. Wir können noch einmal den Kurs bestimmen, die Gezeitentabelle durchgehen und die Ausrüstung überprüfen und… wir kommen nicht weiter.
Und wie?
Um dieses Muster zu durchbrechen, müssen wir unseren sicheren Hafen (Komfortzone) verlassen und in Aktion treten. Das Agile Manifest bietet hier eine Orientierungshilfe; es gibt mehrere Werte und Grundsätze aus dem Manifest, die Ihnen den Einstieg erleichtern können. Wählen wir einen aus: „Einfachheit, die Kunst, die Arbeit, die nicht erledigt wird, zu maximieren, ist wesentlich.“ (Übrigens eine nicht gerade einfache Art zu sagen: „Es ist wichtig, so wenig wie möglich zu tun“). Lesen Sie es noch einmal und lassen Sie es auf sich wirken; wir wollen also so wenig wie möglich tun und trotzdem etwas erreichen. Damit will ich nicht sagen, dass wir ganz aufhören sollen, einen Kurs zu setzen, aber wir können mit viel weniger auskommen, als wir es gewöhnlich tun.
Um es praktisch zu machen, lautet die Abhilfe: Kurz und sorgfältig über das Ziel nachdenken, den ersten Schritt überlegen und ihn ausführen. Ohne weiteres Nachdenken oder Diskutieren. Es muss nicht perfekt sein, es muss in Bewegung sein. Und ja, das kann manchmal aufregend sein. Der Wechsel vom Denken zum Tun ist hier entscheidend. Sonst kommen Sie nie aus dem Hafen heraus. Und wenn dieser erste Schritt zu groß erscheint, machen Sie ihn kleiner. Aber benutzen Sie das nicht als Ausrede, um ihn nicht zu tun.
Also: Leinen los und Segel setzen. Es ist wunderbar, den Wind in den Segeln zu spüren. Sie werden überrascht sein, wie Sie sich fast wie von selbst vorwärts bewegen
Roadmap für agiles Arbeiten
Weil das so schwierig ist, habe ich die Roadmap „Action in the Taxi“ für die agile Arbeitsweise geschrieben. Er ist auf jeder Ebene anwendbar, egal ob es um eine Sitzung, ein Projekt oder die Einrichtung einer Portfoliostruktur geht.
1. Setzen Sie sich ein klares Ziel.
2. Machen Sie ein Brainstorming über die möglichen Schritte oder Komponenten (Timebox!).
3. Setzen Sie Prioritäten. Was machen Sie und was nicht.
4. Machen Sie es klein: Was ist der allererste Schritt?
5. Machen Sie den ersten Schritt.
Wiederholen Sie ihn!!! (Achten Sie darauf, dass das Boot in Bewegung bleibt)
Kleben Sie es an die Wand, hängen Sie es über Ihr Bett, aber noch besser: gehen Sie einfach hin und tun Sie es! Viel Glück!
