Arbeiten Sie als Scrum Master, Agile Coach, Teamcoach, Manager oder Führungskraft? Dann wissen Sie zweifellos, wie wichtig eine konstruktive Zusammenarbeit und Kommunikation ist. Aber wie können Sie die bestehende Teamdynamik verbessern?
Es scheint naheliegend, die eigenen Vorlieben in die Tat umzusetzen, doch ist dies nicht immer der richtige Weg, da er nicht die tatsächlichen Bedürfnisse des Teams berührt. Indem Sie zunächst erkennen, was tatsächlich vor sich geht, und dies dann anerkennen, können Sie die beste Intervention erkunden. Das fängt bei den Grundlagen an, nämlich auf eine Art und Weise zu intervenieren, die für diesen Moment sicher genug ist. Grundsätzlich braucht man psychologische Sicherheit als vertrauenswürdige Grundlage, um Veränderungen herbeizuführen.
Wie erkennt man, ob psychologische Sicherheit überhaupt gegeben ist? Und wie kann man diese Grundlage gewährleisten? Welche Maßnahmen können Sie ergreifen? In diesem Beitrag möchten wir Ihnen mit nützlichen Tipps und einer Arbeitsvorlage den Einstieg erleichtern.
Psychologische (Un-)Sicherheit erkennen
Psychologische Sicherheit umfasst das Ausmaß, in dem der Einzelne es wagt, sich angreifbar zu machen, und den Mut hat, zwischenmenschliche Risiken einzugehen. Auf dem Papier klingt dies sehr logisch, die Praxis ist jedoch widerspenstiger, weil es um das Verhalten geht. Wann weiß man, ob das, was man sagt, mit dem übereinstimmt, was man innerlich erlebt und was man letztlich tut?
Das Erkennen psychologischer Sicherheit erfordert Erfahrung und Übung. Menschenkenntnis ist etwas, das man mit zunehmender Flugzeit und vielen Erfahrungen in diesem Bereich erwirbt. Wenn die psychologische Sicherheit nicht gegeben ist, sieht man oft sogenanntes Sabotageverhalten. Die Mitarbeiter sabotieren nicht einmal so sehr das Team, sondern hauptsächlich sich selbst. Sie sind dann ihren eigenen Wünschen nicht treu und fühlen sich in vielen Situationen schnell unsicher. Masken werden dann nicht ausgeschlossen. Sozial erwünschtes Verhalten wird gezeigt. Und das ist so schade, denn es ist jeder Einzelne und seine innere Begabung, die gebraucht wird, um wirklich innovativ zu sein und wertvolle Produkte zu liefern. Zeit also für eine Portion Mut und Entschlossenheit. Mut, sich selbst treu zu bleiben und sich dennoch mit anderen zu verbinden. Wenn man seine ganze Authentizität einbringt, weiß man, dass man ein hohes Maß an psychologischer Sicherheit hat.
Wie kann man die psychologische Sicherheit in einem Team erhöhen?
Die gute Nachricht ist, dass man mit der richtigen Aufmerksamkeit, dem Glauben und dem Mut tatsächlich psychologische Sicherheit in einem Team herstellen kann. Die Veränderung beginnt bei einem selbst. Die Frage ist also auch: Wie viel Sicherheit strahle ich selbst aus? Muss ich mich noch von wertenden Haltungen, Glaubenssätzen oder anderen einschränkenden Prinzipien befreien? Nur dann können Sie als Initiator tatsächlich die psychologische Sicherheit verbessern und ein sicheres Klima schaffen. Dazu können Sie sich die folgenden 5 Tipps zu Herzen nehmen:
- Sorgen Sie für ein sicheres Gespräch, indem Sie z. B. Anweisungen geben, dass alle anderen zuhören, ohne zu reagieren, wenn jemand spricht.
- Bringen Sie die Teilnehmer dazu, ihr Urteil aufzuschieben. Bitten Sie sie zum Beispiel, Kommentare aufzuschreiben und sie für einen späteren Zeitpunkt aufzubewahren.
- Seien Sie offen, lassen Sie die Teilnehmer zunächst 5 Minuten lang für sich selbst schreiben (schreiben Sie am Stück auf, was Ihnen durch den Kopf geht). Dann teilt jeder mit, was er mitteilen möchte.
- Und vor allem: Was wird nicht gesagt? Fragen Sie nach der anderen Seite der Medaille.
- Zeigen Sie Verständnis, wenn jemand sich zum Beispiel nicht sicher ist, das ist in Ordnung und wir hören es gerne.
Arbeitsform: Gehört, gesehen, als Arbeitsform respektiert
Die Verbesserung der psychologischen Sicherheit lässt sich nicht einfach mit einer einmaligen Aktion oder den oben genannten Tipps erreichen. Oft braucht es mehr, eine echte Veränderung der bestehenden Kultur und Dynamik. Deshalb ist es sinnvoll, mit sicheren Kommunikationstechniken zu beginnen, wie z. B. Liberating Structures. Eine großartige Arbeitsform, die den Kern der psychologischen Sicherheit trifft, ist „Gehört, gesehen, respektiert“. Dabei geht es darum, dass sich jeder gehört, gesehen und respektiert fühlt. Letztlich ist es das, was wir alle wollen, und darum geht es bei echter Sicherheit.
Schritt 1: Bitten Sie die Teammitglieder, einzeln über eine Situation nachzudenken, in der sie sich wirklich gehört, gesehen und respektiert fühlten. Lassen Sie sie auch über eine Situation nachdenken, in der sie sich nicht so gefühlt haben.
Schritt 2: Bilden Sie Paare. Lassen Sie jede Person 10 Minuten lang sprechen, während die andere zuhört, ohne zu unterbrechen. Der Zuhörer sollte aktiv zuhören und kann eventuell Fragen zur Klärung stellen, aber der Schwerpunkt liegt auf dem Zuhören und Beobachten.
Schritt 3: Lassen Sie die Paare in die Gruppe zurückkehren, um sich darüber auszutauschen, was sie in ihren Gesprächen gehört und gelernt haben. Diskutieren Sie gemeinsame Themen und Erkenntnisse, die sich herauskristallisiert haben.
Schritt 4: Reflektieren Sie über das Arbeitsformat, welche Erkenntnisse können in ihren täglichen Interaktionen und in ihrem Arbeitsumfeld angewendet werden? Diskutieren Sie, welche Maßnahmen oder Veränderungen die Gruppe auf der Grundlage der Erkenntnisse umsetzen wird.
Fazit
Die Beachtung der psychologischen Sicherheit ist eine wesentliche Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit im Team und eine gute Teamleistung. Dies erfordert von jedem Teammitglied Mut, denn es wird von ihm erwartet, dass es sein wahres Wesen zeigt und ausspricht. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ein Team von Anfang an psychologisch sicher ist, dies ist bereits auf individuelle Einflüsse zurückzuführen. Umso größer ist die Notwendigkeit, auf dieses schöne Fundament zu achten. So kann mit der richtigen Aufmerksamkeit jede Situation sicherer gemacht werden. Vermeiden Sie Urteile, begrenzte Glaubenssätze und fördern Sie die Verbindung in Freiheit, damit jeder authentische Mensch seine Talente entfalten kann.
